Ebenseer Kreuzstich
Wie
diese Kreuzstich-Technik funktioniert, möchte ich hier
versuchen zu beschreiben.
Doch vorweg dies: aus einem
Beispiel kann man zwar ersehen, wie diese Technik vom Prinzip her
funktioniert,
auf seine eigenen Stickereien direkt ableiten kann
man davon aber nur sehr schlecht.
Jedes Muster verläuft
anders und meist gibt es mehr als nur einen richtigen Weg, der
zum Ziel führt.
Das Grundprinzip des Ebenseer Kreuzstichs ist leicht erklärt:
Ziel
ist es, eine gleichmäßig und ordentlich gestickte
Rückseite zu erhalten,
auf der alle Stiche senkrecht und
über ein Kästchen verlaufen.
Angenehmer Nebeneffekt
ist, dass so ein geringerer Garnverbrauch erzielt wird.
Rückseite
einer im Ebenseer Kreuzstich
gestickten Arbeit
Um den
Faden auf der Rückseite nach diesem Schema verlaufen zu
lassen, wird es an einigen Stellen notwendig,
den Deckstich des
Kreuzchens zuerst zu sticken und erst auf dem Rückweg die
Nadel unter diesem Stich hindurch zu führen,
um das Kreuz mit
dem Unterstich zu vollenden.
An
gewissen Stellen wiederum kann es von Nöten sein, auf dem
Hinweg weder Deck- noch Unterstich zu sticken,
sondern das Kreuz
vorerst auszulassen.
Solche Stellen sind mit besonderer
Aufmerksamkeit zu beobachten,
denn allzu leicht kann man sich
hier verzählen oder auf dem Rückweg das Kreuz
vergessen.
An Wendepunkten (Ende einer Reihe) werden Kreuze häufig komplett gestickt, um an die richtige Position für die nächste Reihe zu gelangen.
Die
Rückseite diktiert praktisch das Vorgehen auf der
Vorderseite.
Wenn man sich die Möglichkeiten, von einer
Reihe in die andere zu gelangen vor Augen hält,
ohne den
Faden schräg oder waagerecht zu führen, ergibt sich der
Weg in der Regel von selbst.
Aber wie bei jeder Handarbeit gilt
auch hier: Übung macht den Meister.
Diese
Technik lässt sich natürlich nur für
zusammenhängende Flächen anwenden!
Die einzelnen
Kreuzchen müssen in irgendeiner Art Verbindung zueinander
haben, sonst muss vernäht und neu angesetzt werden.
Um auch
beim Vernähen das einheitliche Bild der Rückseite zu
wahren,
kann dafür der Faden vorne unter ca. 4 Kreuzchen
hindurchgezogen und dicht über der Stickerei abgeschnitten
werden.
Anhand
einer kleinen Blume möchte ich nun einen Eindruck
vermitteln, in welcher Reihenfolge der Ebenseer Kreuzstich
gestickt wird
und was für ein Stichbild sich ergibt, bevor
man auf dem "Rückweg" die Kreuze vollendet.
Ich
beginne bei diesem Motiv an einer Stelle in der Mitte.
Dies ist
zwar nicht zwingend erforderlich, aber da ich nach Fertigstellung
an genau dieser Stelle wieder ankommen werde,
habe ich sie
gewählt, weil sie gute Vernähmöglichkeiten bietet,
nämlich 5 Kreuze in einer waagerechten Reihe.
Die
orange farbenen Striche zeigen den Fadenverlauf auf der Rückseite.
Ein
Beispiel an welchem ein Kreuz weggelassen werden muss, um später
den Faden nicht über mehrere Reihen
herunterführen zu
müssen.
An
der violett gekennzeichnete Stelle wird das Kreuz vorerst weggelassen
und erst auf dem Rückweg gestickt. Warum das so
ist, ist
warscheinlich aus einer solchen Erklärung heraus schwierig zu
verstehen.
Würde
dieses Kreuz nicht weggelassen sondern gestickt werden, müsste
man es komplett sticken, um an die richtige
Stelle zum
Weiterführen des Musters zu gelangen. Da das nächste Kreuz
auch schon ein fertiges wird, ist der Eintrittspunkt
der Nadel
auf dem Rückweg drei Kästchen über dem Punkt, an dem
sie wieder austreten soll, denn dieser befindet sich unten
an dem
Kreuz.
Häufig
kann man solche Stellen daran erkennen, dass sich der zu erwartende
Nadelaustrittspunkt auf der dem nächsten
Kreuz entfernt
liegenden Seite befindet.
Versucht man dieses kleine Musterbeispiel auf verschiedene Weise nachzusticken, wird klar was passiert.